„Luchse zählen zu den seltensten Tieren im Land. Nur wenige dieser heimlichen Exemplare kommen aus dem Schweizer Jura oder den Alpen zu uns und durchstreifen dann oft völlig unbemerkt unsere heimischen Wälder. Seine Wege zu beobachten und sein Verhalten zu kennen ist für uns sehr wichtig, wenn wir den Luchs wieder als festen Einwohner Baden-Württembergs haben wollen“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Mittwoch (17. Januar) in Stuttgart. Einem Team der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg gelang es erneut, einen Luchs zu fangen, mit einem Halsbandsender auszustatten und wieder in die Freiheit zu entlassen. Der Sender liefert nun zwei Jahre wertvolle Daten für die Wissenschaft. Das Luchsmännchen war zuvor nur selten beobachtet worden.
Fotofallenbilder oder Reste von Beutetieren seien Hinweise auf die Anwesenheit des scheuen Jägers, der immer als Einzelgänger unterwegs ist. Solchen Meldungen gehen die Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg-Württemberg nach, die mit dem Monitoring der Luchse beauftragt sind. Seit Beginn der Untersuchung im Jahr 2004 konnten bei 1.500 eingegangenen Meldungen mit Luchsverdacht lediglich in wenigen Fällen der Luchs bestätigt werden. „Seit dem Jahr 2004 konnten nur sieben verschiedene männliche Luchse nachgewiesen werden, Weibchen waren bisher keine dabei“, erläutert Hauk. Eine Population allein durch Zuwanderung werde sich deshalb in absehbarer Zeit nicht entwickeln. „Weibliche Luchse sind in ihrem Ausbreitungsverhalten deutlich zurückhaltender als die Männchen und queren die zahlreichen Barrieren am Hochrhein bislang nicht“, so der Minister.
Welche Wege die Männchen allerdings zwischen der Schweiz und dem Schwarzwald nehmen, lasse sich eventuell bald klären: Kurz vor Jahresende gelang es dem Team der FVA im Südschwarzwald einen Luchs an einem frisch gefundenen Beutetier zu fangen und mit einem Halsbandsender auszustatten. Dieser sende nun über zwei Jahre regelmäßig Daten über den Aufenthaltsort an die Wissenschaftler.
„Mit etwas Glück können wir von diesem Luchs lernen, welche Wege sich noch am besten für die Querung des dicht besiedelten Hochrheintales eignen, denn Luchsmännchen unternehmen in der nun bald anstehenden Paarungszeit weite Exkursionen, um weibliche Tiere zu finden“, erklärt Hauk. Zudem würden die Daten genutzt, um die Jäger regelmäßig über die Lebensweise des Tieres zu informieren.
Da die Tiere sehr scheu sind, gibt es trotz einzelner Beobachtungen nur wenige Kenntnisse über den Luchs im Südschwarzwald. Eine erste Überraschung gab es bereits nach Auswertung der beim Fang entstandenen Bilder des Luchses. Da das Fleckenmuster von Luchsen wie der Daumenabdruck beim Menschen einzigartig ist, war ein Abgleich mit bereits vorhandenen Luchsbildern in der Region möglich. „Die Forscher konnten über den Abgleich nachweisen, dass alle auswertbaren Fotoaufnahmen von Luchsen aus dem Südschwarzwald ein und dasselbe Tier zeigen. Wir wissen somit, dass dieser Luchs seit April 2015 im Südschwarzwald sehr großräumig unterwegs ist, und es ist gut möglich, dass er regelmäßig Kontakt zu seinen Schweizer Artgenossen sucht“, so der Minister.
Hintergrundinformationen
Luchse gehören zu den seltensten Tieren in Baden-Württemberg und sind streng geschützt. Ursprünglich waren sie in ganz Mitteleuropa verbreitet, wurden jedoch im späten Mittelalter ausgerottet. Vor 40 Jahren wurden Luchse in der Schweiz aktiv angesiedelt. Seit den 90er Jahren ist die Zuwanderung einzelner Luchse nach Baden-Württemberg nachgewiesen, die in aller Regel schnell wieder verschwinden. Bisher wurden nur männliche Tiere in Baden-Württemberg nachgewiesen. Zwei Tiere wurden bisher mit einem Halsbandsender ausgestattet (Luchs „Friedl“ und Luchs „Tello“). Luchse erreichen die Größe eines Schäferhundes, stellen für Menschen aber keinerlei Gefahr dar. Kommt es zu einer Begegnung, so zieht sich der Luchs zurück.
Wenn sich ein Luchs niederlässt, so nutzt er ein Revier von bis zu 300 Quadratkilometern. Dort erbeutet er überwiegend Rehe. Nutztiere fallen Luchsen äußerst selten zum Opfer. Kommt es zu einem solchen Fall, so wird die/der Tierhalterin/Tierhalter aus einem Fonds entschädigt, der von Verbänden aus der Arbeitsgruppe Luchs und Wolf Baden-Württemberg (AG Luchs und Wolf) gespeist wird. Die Arbeitsgruppe wurde im Jahr 2004 vom damaligen Ministerium für Ländlichen Raum gegründet und behandelt alle Fragen rund um den Luchs in Baden-Württemberg. In der Arbeitsgruppe sind unter anderem Verbände aus Jagd, Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus vertreten. Allen Verbänden der AG ist an einer Versachlichung der Diskussion um die große Katze gelegen.
Das landesweite Luchsmonitoring wird seit 2004 von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) durchgeführt. Seit dem Jahr 2004 sind an der FVA knapp 1.500 Meldungen mit Luchsverdacht eingegangen und bearbeitet worden. In 178 Fällen konnte der Luchs bestätigt werden. Sicher unterschieden wurden dabei sieben Luchsmännchen. Wie auch bei den zuvor sicher nachgewiesenen Luchsen im Land, übernimmt der Landesjagdverband die Patenschaft für das nun mit einem Halsbandsender ausgestattete Männchen. Aktuell ist neben dem besenderten Tier nur ein Luchs im Oberen Donautal sicher nachgewiesen.
Die FVA und alle in der AG vertretenen Verbände bitten darum, Luchshinweise möglichst rasch an die FVA unter der Nummer 0761/4018-274 zu melden. Weitere Informationen zum Luchs finden sich auf der Homepage der Arbeitsgruppe Luchs unter www.ag-luchs.de und unter www.wildtiere-bw.de.
(Medieninformation: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, 17.01.2018)
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17. Jan 2018 - 12:48 UhrMinister Peter Hauk: „Besenderter Luchs kann wichtige Erkenntnisse bringen“ - Luchsmännchen im Südschwarzwald mit Halsbandsender ausgestattet - Forscher beobachten Wege und Verhalten des Luchses
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